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Auf dem Rücken der Pferde

Geschichte des Meyerhof in Herford eng mit den Reittieren verknüpft

Von Birte Penshorn(Text und Fotos)
Herford (HK). »Pferde gehörten schon immer zum Meyerhof«, sagt Christoph Meyer zu Hartum vom Meyerhof an der Bielefelder Straße 239 in Herford. »Unser Hof war früher dem Herzog zugeordnet. Die Bewohner mussten ihm Spanndienste leisten. Das bedeutet, dass dem Herzog jederzeit ein fertiges Pferdegespann zur Verfügung gestellt werden musste«, ergänzt seine Mutter, Christine Meyer zu Hartum. Auch heute noch steht der Familienbetrieb ganz im Zeichen der edlen Vierbeiner.

»Früher gab es in Enger auch noch die Sattelmeierhöfe. Die mussten dem Herzog jederzeit ein gesatteltes Pferd zur Verfügung stellen. Und da auch damals schon gute Reitpferde teuer waren, standen diese Höfe natürlich höher in der Gunst«, fügt Christine Meyer zu Hartum hinzu. Trotzdem hatten alle »Meyer« eine höhere Stellung, trieben die Steuern ein und hatten vor Gericht sogar die Funktion eines Schlichters.
Die lückenlosen Aufzeichnungen über die Geschichte der Familie zu Hartum gehen bis zum Dreißigjährigen Krieg zurück. Die Ursprünge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück. »Wir hatten Glück, dass unsere Vorfahren so akribisch gesammelt haben. Vielleicht wurden sie bei Plünderungen aber auch einfach nur verschont oder haben die Unterlagen besser versteckt«, sagt die »Hofherrin«.
Sechs Familienmitglieder wohnen auf dem geschichtsträchtigen Anwesen. Gustav und Christine Meyer zu Hartum, Sohn Christoph mit seiner Ehefrau Kirsten und Sohn Florian mit seiner Lebensgefährtin Lilian Zehm. Die Eltern haben ihr Domizil in einem 1906 erbauten Jugendstilhaus, während die beiden Söhne noch im eigentlichen Meyerhof wohnen.
Das historische Gebäude ist ein 1844 erbautes, klassisches Minden-Ravensberger Bauernhaus. Rund um den Fachwerkbau und über den Seiteneingängen sind Bibelsprüche in das Holz geschnitzt. »Es war auch das Erste seiner Zeit, dass so hoch gebaut wurde, 12,65 Meter. Im ersten Stock befindet sich keine Schräge«, erzählt Christoph Meyer zu Hartum und fügt hinzu: »Natürlich sollte damit auch der Wohlstand der Familie präsentiert werden.« Die Deele ist 15 Meter breit und 36 Meter lang, das Querhaus 19 Meter lang und 12 Meter breit. Unüblich für damalige Verhältnisse war die Trennung des Wohn- und Stallbereiches. Bei früheren Bauernhäusern wurde außer durch die offene Feuerstelle auch mit der Körperwärme des Viehs der Wohnbereich warm gehalten. Die Vorfahren der Familie Meyer zu Hartum hatten jedoch schon immer einen Ofen, der für angenehme Temperaturen sorgte.
In der Deele standen früher auf der einen Seite die Pferde, auf der anderen die Kühe. »Der Schweinestall war allerdings schon damals außerhalb«, berichtet Christoph Meyer zu Hartum. Bis 1968 besaß die Familie Milchkühe, Pferde und Schweine, erst seit 2001 gibt es nur noch Springpferde auf dem Hof. Im Moment stehen 45 der edlen Rösser hier, allerdings befinden sich nicht alle in Eigenbesitz. »Mein Bruder Florian reitet professionell, bildet also auch Pferde aus. 25 der Tiere, die hier stehen, betreut er zur Zeit. Der Rest sind Zucht- und Pensionspferde«, erklärt Christoph und ergänzt: »Wir haben uns der Ausbildung von Pferden und Reitern verschrieben.« Außer den Eltern Gustav und Christine Meyer zu Hartum reiten alle Familienmitglieder bei Wettkämpfen mit. »Meine Frau war sogar schon Vize-Westfalenmeisterin«, berichtet Christoph stolz.

Artikel vom 26.10.2004