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Das Wort zum Sonntag

Von Eberhard Helling, Pfarrer in Lübbecke


Es ist doch schon merkwürdig, dass die Engländer in Europa als die Meister im Wetten gelten. Dabei beschäftigt sich doch in Deutschland die seit Jahren beliebteste Fernsehshow mit nichts anderem als mit Wetten. Ich will keinen Streit darüber eröffnen, wer die eigentlichen Meister im Wetten sind, aber ich muss zugeben, dass auch mich dieses Spiel fasziniert, weil es mit Risiko, Einsatz, Konzentration und am Ende mit Spaß verbunden ist. Denn schließlich muss am Ende jemand gewinnen, und der Verlierer hat eine lustige und hoffentlich nicht allzu peinliche Aufgabe zu erfüllen.
Die ideale Wette wäre die, in der auch noch der Verlierer gewinnen würde. Und genau diese Wette wurde nun ausgerechnet von einem Franzosen erfunden: Blaise Pascal (1623-1662), ein jung verstorbenes Mathematikgenie, das durch seine Krankheiten und andere Lebensumstände gezwungen war, schnell und bruchstückhaft zu leben und zu arbeiten. Er hat sein Leben lang versucht, Klarheit für sich zu schaffen und wusste doch, dass es ein großes Spiel ist, was wir hier treiben. So hat er zum Beispiel anhand des Roulettspiels die Wahrscheinlichkeitsrechnung als erster beschrieben.
Aber nun zu seiner Wette; Blaise Pascal sah sich in der Zeit der aufstrebenden Natur-Wissenschaften immer mehr den Anfragen an den überkommenen Glauben an Gott gegenüber, ja er kannte diese Anfragen aus eigenem Erleiden.
Sein Trick in der Wette ist nun, dass er sein Gegenüber zwingt, zu setzen. Dies entspricht ja unserer Erfahrung, dass wir uns in unserem Leben entscheiden müssen. Auch wenn wir meinen, wir könnten uns bis zum Schluss eine Entscheidung für oder gegen den Glauben an Gott aufheben -Êehrlicherweise muss man dann zugeben, dass man sich mit diesem Aufschub schon gegen Gott entschieden hat. Wenn man aber schon setzen muss, dann doch lieber gleich auf den Teil, der höchsten Gewinn verspricht, und das ist nun einmal der Glaube. Der verspricht höchste Seligkeit, was immer auch das genau sein mag. Es ist auf jeden Fall ein echter, höchster Gewinn. Aber alles hat seinen Preis. Der Einsatz in dieser »merk-würdigen« Wette ist mein Leben, mein Wille, billiger geht es nun einmal nicht. Das Risiko gehört zum Spiel. Aber ist der Einsatz nicht zu groß? Vor allem, was geschieht, wenn die Sache mit Gott doch nicht stimmt?
Hören wir, was Blaise Pascal selber sagt: »Nun, was könnte ihnen geschehen, wenn sie sich so entscheiden? Sie werden treu, rechtschaffen, demütig, dankbar, wohltätig, Freund, aufrichtig, wahrheitsliebend sein. Allerdings die verderblichen Vergnügungen, Ruhm, Genüsse werden sie nicht haben; aber werden sie sonst nichts stattdessen haben? Ich sage ihnen, Sie werden dabei in diesem Leben gewinnen und mit jedem Schritt, den sie auf diesem Wege tun, immer mehr die Gewissheit des Gewinns und die Nichtigkeit des Einsatzes erkennen, so dass sie endlich begreifen, dass sie auf eine unendlich sichere Sache setzen und dass sie nichts dafür wagten.« Also: Top, die Wette gilt!

Artikel vom 15.01.2005